„Ich gehöre zur Ureinwohnerschaft des TCS“, sagt Angela Haesler (80). Übertrieben ist das nicht. Im Gegenteil. Haesler ist noch weit mehr: nämlich Gründungsmitglied. Sie ist eine derer, die beim Vereinsregister als Gründungsmitglieder hinterlegt sind. Haesler, seit 1998 zunächst als Beisitzerin, dann als Schriftführerin im Vorstand aktiv, kann viel von früher erzählen. Von Tennisverrückten, die den Platz auch schon mal vom Schnee befreiten, um ein paar Bälle schlagen zu können. Von heißer Suppe, die von der Schuldorf-Internatsküche zu den Arbeitseinsätzen des Tennisclubs geschleppt wurde, damit die TCS-Schaffer was zwischen die Zähne bekamen. War’s denn besser früher? Haesler überlegt einen Augenblick. „Anders war’s in der Frühphase. Der Zusammenhalt war riesig. Es war die Zeit, in der viele junge Familien in die Gemeinde kamen. Viele bauten. Es war eine unglaubliche Aufbruchstimmung. Und die übertrug sich auch auf den Tennisverein.“ Von dem Haesler - trotz Ewigkeitsstatus als eingetragenes Gründungsmitglied - zunächst eher wenig mitbekam. „Ich war im fünften Monat schwanger. Und als meine Tochter geboren wurde, standen erst einmal andere Dinge an.“ Als die junge Haesler-Familie etwas zur Ruhe kam, kam auch mehr TCS in das Leben von Angela Haesler. Und sie wurde zu dem, was sie noch heute ist: ein wichtiger Teil des TCS-Inventars. Bescheiden ist sie. Stellt ihr eigenes Arbeitspensum für den TCS hintan. „Sigrid Grünig hat als Kassenwartin erheblich mehr zu tun, sie arbeitet an die 20 Stunden pro Woche für den TCS.“ Und wieder zurück in die TCS-Vergangenheit, in die ganz frühe Phase. „Mitte der 70er. Die ersten Medenrunden. Da waren unsere Plätze noch gar nicht bespielbar und wir absolvierten die Rundenspiele beim TC Grün-Gold in Pfungstadt. Auch zu dieser sehr frühen Zeit wart der Zusammenhalt spürbar.“ War es also besser früher? „Schon. Aber es ist nach einer Durststrecke heute ebenso gut. Es wieder gut. Ich empfinde den Verein inzwischen wieder als sehr lebendig, erlebe - unter anderem mit Pe (Arndt) und Peter (Menzel) - Mitglieder, die anpacken, die Ideen haben. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen um die Zukunft des TCS. Die ist für mich gesichert. Es hat ein Generationenwechsel stattgefunden - oder vielmehr: wir sind mitten drin.“ Und dann erzählt sie noch einen der Zauberaugenblicke, den sie gerade jüngst erlebt habe: „Medenrunde, Die Herren 30 spielen. Und deren Frauen kommen alle auf die Anlage, haben Kinder dabei, die auf dem Spielplatz rumtollen, die Ballwand bevölkern, überall ist Trubel und Leben. Wenn man das sieht, muss man sich um die Zukunft des TCS überhaupt keine Sorgen machen.“ Mit ihm kam Bewegung. Als Hans-Gerd Lindlar 2019 erster Vorsitzender des TCS wurde, begann damit eine Reihe an Investitionen. Und es kam Bewegung in die seit Jahrzehnten stagnierende Parkplatz- und Straßensituation: Die Parkplätze wurden saniert, die Straße ebenfalls, die Zufahrt nur noch für Mitglied rund Gäste von „Angelas Pergola“ erlaubt. Die Gemeinde Seeheim-Jugenheim war mit im Boot. Lindlar spricht selbst davon, er habe seinen Einfluss geltend gemacht, um Bewegung in die Sache zu bringen. Es gelang. Herr Lindlar, 50 Jahre TCS liegen hinter uns, ein solches Jubiläum ist auch ein Anlass, um nach vorne zu schauen. Wo sehen Sie den TCS in 15 Jahren? Und sportlich? Wird es über Hessenliga-Niveau hinausgehen? Sie sind seit 45 Jahren Mitglied im TCS. Wie hat er sich in Ihren Augen verändert? Sie kommen vom Fußball, kamen erst spät zum Tennis. Ihr erster Auftritt bei einem Schleifchenturnier endete schnell mit einem Achillessehnenriss - ein holpriger sportlicher Start also. Heute spielen Sie Hessenliga mit den Herren 60. Wie viel Fußballer steckt noch im Tennisspieler Lindlar? Welchem Fußballverein gehört Ihr Herz? Im Fußball also Hans „de Knoll“ Schäfer als Idol, den Weltmeister und zweifachen deutschen Meister (jeweils mit Köln) - welche Tennisspieler begeistern Sie? Der TCS hat in den vergangenen Jahren viel Geld investiert, um zukunftsfähig zu sein und um seinen Bestand
zu pflegen. Eine Auswahl der Investitionen: Zusammen rund 240.000 Euro in den vergangenen fünf Jahren. Kein Amt, um das es Kampfkandidaturen gibt. Der Bewerberkreis ist klein, mancher Vorsitzende findet keinen Nachfolger - und ist alleine deswegen Langzeitchef. Die Hauptarbeit eines Vereinsvorsitzenden liegt weder auf dem Court, oft nicht einmal auf der Anlage. Sie passiert außerhalb, oft genug daheim, in Netzwerken, zwischen Formularbergen und in Kontakt mit Gremien und Verbänden. Und eben meist unsichtbar und ohne die große Glocke. Motivatoren, Erklärbären, Strategen und letztlich auch Unternehmer in eigener Sache: Trainer in einem Verein sind viel. Und im besten Falle viel wert: für die Nachwuchsarbeit und damit auch für die Zukunft des Vereins. Läuft’s gut, sind sie die Seelen des Vereins. Wer es über die Teller und die gute Atmosphäre in die Herzen der Mitglieder schafft, hat’s einfach drauf. Das Rezept ist einfach: Ansprechbar sein, die Gäste und ihre Eigenarten kennen (und mögen) - dann klappt’s. Er ist der Tennisclub Seeheim - aber er wirkt weit darüber hinaus. Die Mitglieder des TCS kommen aus der ganzen Umgebung. Eine kleine Kennenlerntour durch die zumindest ganz nahe Umgebung des TCS: Seeheim-Jugenheim Alsbach-Hähnlein Bickenbach ZwingenbergDer TCS - im Laufe der Zeit
Gründungsmitglied Angela Haesler blickt zurück - und auch nach vorne
Hans-Gerd Lindlar wagt Ausblicke in die TCS-Zukunft
Hans-Gerd Lindlar: „Gar nicht so weit vom heutigen TCS weg. Ich sehe einen ähnlich hohen Jugendanteil von über 40 Prozent, ähnlich viele Mannschaften wie jetzt. Ein Wachstum bei der Mitgliederzahl halte ich allenfalls noch bei zu 700 Mitgliedern für realistisch und wünschenswert. 700 sollten aus Kapazitätsgründen die Obergrenze sein. Derzeit haben wir 620 Mitglieder.“
„Es ist die Frage, ob das sinnvoll wäre. Wir müssen nicht immer höher spielen. Bei den Damen und Herren der ersten Mannschaften kommt ab der Hessenliga immer auch mehr Geld ins Spiel. Und das hätte Auswirkungen darauf, wie der Verein agieren muss.“
„Der Verein war womöglich in seiner Anfangszeit etwas verschlossener, elitärer auch als heute. Es waren andere Zeiten damals und Tennis hatte einen anderen Stellenwert, die Vereine präsentierten sich anders als heute. Der TCS spiegelte das ganz sicher auch. Das ist heute anders und hat sich normalisiert. Dazu trug ganz sicher die Phase der sehr umfangreichen und erfolgreichen Jugendarbeit bei. Das ist der Weg, den wir beibehalten sollten, er sichert dem TCS die Zukunft und tat das auch in den vergangenen Jahrzehnten bereits. Hat man die Kinder im Verein ziehen die Eltern meist nach. Darauf sollten wir auch in Zukunft setzen.“
„Ich war im Mittelfeld und später auch in der Abwehr eingesetzt. Das ist schon eine Parallele zu meinem Tennisspiel. Ich spiele eher defensiv, abwartend auch. Um dann offensiv zu werden, wenn es die Gelegenheit dazu gibt.“
„Dem 1. FC Köln. Ich bin in Köln geboren, lebte die ersten sechs, sieben Jahre dort. Da erlebte ich noch Hans Schäfer, den Weltmeister von 1954 und Spieler des 1. FC Köln noch. Und mit meiner Großmutter habe ich es damals tatsächlich einmal auf das Spielfeld im Müngersdorfer Stadion geschafft. Da muss ich dem 1. FC Köln doch als Fan die Treue halten.“
„Da muss ich zwei nennen: Roger Federer wegen seiner Eleganz und Novak Djokovic wegen seines Willens.“ Stillstand ist nicht gut für die Zukunft.
Vorsitzende
Trainer
Clubwirte
Der TCS ist nicht alleine.
Die Heimat des TCS. Tennismäßig ist er dort der Platzhirsch. Der TC Malchen reicht weder bei der Anzahl der Plätze (drei) noch bei den bisherigen sportlichen Erfolgen heran. Und in Balkhausen kamen sie in den Achtzigern über den Wunsch einer Tennisanlage nicht hinaus.
Der nächste Nachbar Seeheim-Jugenheims. Zwar mit eigenem Tennisclub, aber dafür mit rotverstaubten Socken der Spieler. Und unvergleichlichem Cinemascope-Blick auf die Bergstraße - lenkt aber nur ab beim Spielen.
Die kleinste Gemeinde in der näheren TCS-Umgebung. Ebenfalls mit eigenem Tennisclub.
Klein und trotzdem Stadt - Zwingenberg ist die älteste Stadt an der Hessischen Bergstraße. Keine weiteren Rekorde. Einen Tennisclub gibt es auch. Der ist nicht nur ein Jahr älter als der TCS, er ist auch Gastgeber für die TCS-Damen-50-Mannschaft und deren Regionalligaspiele. Hat neun Plätze. Und die auch noch sandig und rot.